Thema: Statt deutsche Umlaute kyrillische Schriftzeichen Zielgruppe: Linux-Nutzer Motivation: Furchtbar, statt deutscher Umlaute erscheinen kyrillische Schriftzeichen, obwohl alles richtig eingestellt ist. Jeden Tipp sind Sie schon nachgegangen, aber nichts hilft. Das Wort "locale" erzeugt bei Ihnen schon Brechreiz. Die ultimative Lösung nach zwei Stunden Google-Suche ist hier!
Inhaltsverzeichnis
- Grundlegendes
- Das Problem sitzt vor dem Monitor
- Fonts bereinigen
- Nebeneffekt
- Zusatzhilfe für Rechtschreibung
Grundlegendes
Dieser Artikel ist der letzte Lösungsansatz, wenn alle anderen nicht geholfen haben. Denn an die Fonts denkt man zuletzt bei dieser Problematik. Doch wenn diese nicht „sauber“ sind, kann das auch zu Fehlverhalten führen. Schließlich werden die Schriften bei jedem Bootvorgang komplett geladen.
Zudem gilt unter Linux, dass UTF-8, das alle sprachlichen Zeichensätze beinhaltet, der Standardzeichensatz ist. Am Beispiel von Deutsch in Deutschland ist das de_DE.UTF-8
. Damit werden unter anderem die Zeit, das metrische System, die Telefonnummern und so weiter, korrekt nach den entsprechenden ISO-Normen für Deutschland dargestellt.
Die hier angegebenen Pfade beziehen sich auf Arch-Linux. Sollten Sie eine andere Linux-Distribution nutzen, könnten die Verzeichnis-Pfade anders, beziehungsweise länger sein. Dafür eine kleine Unterstützung.
$ find $HOME -name fonts
$ find /usr/share/ -name fonts
Generell ist nur das eine lokale Verzeichnis in $HOME
und das eine globale Fonts-Verzeichnis in /usr/share/*/*
relevant.
Noch ein Hinweis, die Variablen $HOME und $PWD sind nicht immer identisch.
Das Problem sitzt vor dem Monitor
Bestimmt haben Sie schon viele Fortschritte in Linux gemacht und sind eventuell sogar schon jahrelang beruflich mit Linux unterwegs. Doch haben Sie etwas vergessen, denn auch Ihr eigener Computer benötigt Pflege und Wartung und die fängt mit Daten-Hygiene an.
Selten liegt es auch an denjenigen, der die Schriftart in eine ttf-
oder otf-Datei
packt. Ich denke das Google seine Google-Fonts schon sehr gut untersucht. Andere Schriften-Quellen haben eventuell nicht diese Möglichkeiten.
Fonts bereinigen
1. Pfade zu den Schriften
Im Dateisystem befindet sich das globale Font-Verzeichnis hier /usr/share/fonts/
Haben Sie selbst Schriften nachträglich installiert, liegen diese bestimmt in $HOME/.local/share/fonts
2. Fonts auflisten
Um eine Übersicht der Schriften zu bekommen, listen Sie diese jeweils in einer Datei auf und überprüfen Sie dann nach bestimmten Kriterien.
$ ls -Ra /usr/share/fonts/ > ~/fonts-global.txt && ls -Ra $HOME/.local/share/fonts/ > ~/fonts-local.txt
3. Bereinigen der Fonts
a) Richtiges Verzeichnis auswählen
Im Verzeichnis /usr/share/fonts/
sollte alles sauber sein, da diese Verzeichnis mit Inhalt bei der Installation erstellt wird.
Sollten Sie doch selbst ein Font in dieses globale Verzeichnis gelegt haben, dann diese Schrift in das lokale Verzeichnis $HOME/.local/share/fonts/
verschieben, denn dazu ist dieses da.
b) Systemschriftarten und Standardschriftarten
Wenn Sie unbedingt die Systemschriftarten und die Standardschriftarten verändern möchten, sollten Sie nur auf die globalen Schriftarten in dem Verzeichnis /usr/share/fonts/
zurückgreifen.
c) Ungenutzte Fonts
Im lokalen Verzeichnis müssen alle unbenutzten Fonts entfernt werden. Dazu gibt es zwei Wege. Entweder gleich richtig löschen oder für den Bedarfsfall in eine komprimierte Datei, also eine Zip-Datei wie „fonts-extra.zip“, verschieben. Beziehungsweise diese Schriften in ein anderes Verzeichnis, außerhalb der beiden genannten Verzeichnisse legen.
d) Korrekturen
Dann in allen Schriftarten-Namen, die Leerzeichen löschen oder durch Unterstrich ersetzen. Dasselbe gilt für exotische Zeichen. Außerdem, bei solchen systemrelevanten Dateien müssen die Umlaute ausgeschrieben werden, wie „ß“ zu „ss“. Anschließend sofort einen Neustart durchführen.
e) Schriftarten wechseln
Sollte nun doch der Bedarf zum ständigen Wechsel von Schriftarten bestehen, müssen folgende Dinge getan werden.
- Die Namen der Schriftarten dürfen keine Leerzeichen oder exotische Zeichen beinhalten
- Durch einen bash-Alias in
$PWD/.bashrc
können Sie den Wechsel teil-automatisieren - Durch ein Script und eventuell noch einen Alias können Sie den Wechsel voll-automatisieren
Damit können ungenutzte Fonts in die Zip-Datei oder in ein anderes Verzeichnis, außerhalb der beiden genannten Verzeichnisse, verschoben oder bei Bedarf aus diesen geholt werden.
f) Wenn die vorhergehenden Lösungen nicht geholfen haben
Sie haben Ihr $HOME-Verzeichnis schon viele Jahre oder schon Jahrzehnte. Dann würde es sich lohnen, Ihre favorisierten Schriften neu zu installieren. Denn auch in den alten Versionen der Schriftarten könnten Fehler sein, die sich erst jetzt bemerkbar machen.
Nebeneffekt
Nicht nur alle Umlaute werden jetzt korrekt dargestellt. Als schöne Begleiterscheinung startet der Computer wesentlich schneller. Es müssen nicht mehr soviel Schriftarten geladen werden und ohne Leerzeichen in den Dateinamen, sind auch keine Stolpersteine auf dem Weg zum Login.
Zusatzhilfe für Rechtschreibung
Zu den fast überflüssigen Tipps, endlich die richtige Sprache für die Rechtschreibung einzustellen, damit das vorgenannte Problem behoben wird, noch eine kleine Hilfe. Editoren in Linux nutzen die Sprachmaschine aspell
und die deutsche Sprachdatei aspell-de
. Ist dieses Paket installiert, kann Deutsch als Sprache zur Rechtschreibprüfung genutzt werden.
Große Wortprozessoren wie LibreOffice nutzen die Maschine hunspell
und die Lokalisierung hunspell-de
.
Ein Feedback, ob Ihnen der Beitrag geholfen hat, wäre schön.